Montag, 17. April 2017

#unterwegs auf dem Westweg [Teil 1]


Ich habe euch hier schon ein bisschen mit durch den Schwarzwald und durch Südbayern mitgenommen. Ich möchte dies in eine Rubrik "Urlaub in Deutschland" erweitern und euch ermutigen, Deutschland zu erkunden! Es ist so ein schönes Land, mit vielen Ecken, die es zu entdecken gibt. Außerdem ist es ökologisch und ökonomisch sinnvoll :) Ich mache zwar auch sehr gerne Urlaub in einem anderen Land, dafür gibt es viele Gründe. Aber mir ist es auch wichtig, zu sehen und zu kennen, was vor meiner Haustür liegt.


Dazu erstmal folgende Eckpunkte:

Dauer:
2 Nächte (Samstag-Montag)

Unsere Route: 
Pforzheim - Dobel - Gernsbach 
Unsere Kosten: ca. 93€
2x Baden-Württemberg-Ticket Young: 52€, Verpflegung: ca. 35€, Eis: 6€ ;), Ausrüstung: bereits vorhanden

Drei lange freie Tage liegen vor uns, mit wunderschönem Wetter, laut Vorhersage. Tobias und ich packen die Rucksäcke, ziehen die Wanderschuhe an und los geht's einmal quer durch Baden-Württemberg mit dem Zug. Unser Ziel: die goldene Pforte und der Beginn des deutschen Fernwanderwegs "Westweg".
Der Westweg führt durch den ganzen Schwarzwald von Pforzheim bis Basel, ca. 285 Kilometer erkennbar an der "roten Raute".
Und da wir so nah am Schwarzwald wohnen kennen wir einige südliche Wegstücke. Tobi will schon lange den Westweg laufen, aber die 11 Tagesetappen am Stück zu schaffen braucht einen längeren Urlaub, der so schnell nicht in Sicht ist. Daher haben wir beschlossen, die Etappen aufzuteilen. Kurzerhand bestellen wir noch einen Westwegführer, den wir durch das praktische Format gerne weiterempfehlen.

Am Samstag Vormittag kommen wir in Pforzheim an und ein bisschen später auch an der 2km entfernten Goldenen Pforte. Der Weg dorthin führt ein Stück durch die Innenstadt und durch einen Park, entlang eines Lehrpfads über die Goldstadt Pforzheim und ist gut ausgeschildert.
Bei den insgesamt 11 Pforten kann man sich Stempel abholen. Mit 9 Stempeln erhält man ein kleines Geschenk vom Schwarzwaldverein. Wir werden also fleißig sammeln :)

Der Weg startet westwegtypisch abenteuerlich über ein schmales steiles Stück, bei dem ich froh bin, dass wir die Wanderstöcke mitgenommen haben. Tatsächlich ist die 1. Etappe eine größere Herausforderung für mich als gedacht. Meine letzte richtige Wanderung war allerdings auch vor 11 Monaten der Muskathlon. Danach hatte ich lange keine große Lust auf längere Strecken zu Fuß.
Der Weg führt weiter durch einen Stadtteil von Pforzheim und das steilste Wohngebiet das ich je gesehen habe. Dort würde ich nicht wohnen wollen, denn der Anstieg bis ganz oben geht geschätzt sicher eine halbe Stunde. Wir sind froh über die noch angenehmen Temperaturen und dass wir noch nicht 30 Grad haben.
Danach geht es an der Enz entlang, hier ist der Weg wunderbar und abwechslungsreich. In der Enz füllen wir unser Wasser auf, das können wir abends zum Kochen verwenden.
Ein weiteres Stück des Weges führt über einen Spazierweg am Waldrand entlang, hier herrscht bei dem schönen Sonnenschein reger Betrieb.
Die letzten 10 der 26 Kilometer von der ersten Etappe führen durch ein nicht enden wollendes Waldstück. Richtig wie im Schwarzwald fühlen wir uns nicht. Die Wege sind relativ breit, der Welt ein Mischwald. Wir sind beide müde, wollen ankommen und haben keine große Motivation mehr weiterzulaufen. Daher überlegen wir, ob wir nicht vor dem Etappenziel einfach unser Lager aufschlagen. Wir finden jedoch keine Stelle oder Hütte, die uns zusagt und entscheiden uns deshalb doch bis Dobel (=Etappenziel) zu gehen und die 26km Etappe zum Ende zu bringen. In Dobel laufen wir erstmal direkt auf das Gelände von EC zu und überlegen uns, ob wir hier schlafen können, direkt am Waldrand auf einer großen Wiese. Aufgrund des schönen Wetters sind aber noch viele Leute unterwegs und wir wollen es etwas privater. Also weiter. Durch Dobel durch, ein wirklich charmantes Städtchen.
Wir durchqueren schon die 2. Pforte und gehen noch ein Stück aus dem Ort hinaus, dort finden wir eine kleine Hütte, die Tobi schon aus einem YouTube Video kannte. Als wir ankommen sind wir jedoch nicht die ersten, eine junge Italienerin möchte auch hier nach der ersten Westweg Etappe die Nacht verbringen. Also essen wir gemeinsam Abend, lernen uns ein bisschen kennen, Tobi macht ein Feuer für uns. Lily baut ihr Zelt auf und wir richten unseren Schlafplatz unter dem Vordach der Hütte ein, als schon im Dunkeln und mit Stirnlampen ausgerüstet zwei junge Männer den Weg entlang kommen. Sie überlegen nur kurz, ob sie noch weitergehen sollen und schlagen schließlich auch bei uns ihr Lager auf. So liegen wir zu 5. ums Feuer und schlafen nach insgesamt fast 30 Kilometer alle ziemlich schnell ein.
Ich habe einen muckelig warmen Schlafplatz dank Daunenwinterschlafsack und (PET-Flasche mit heißem Wasser) Wärmflasche. Ich habe tatsächlich nicht gefroren und sehr gut geschlafen. Am nächsten Morgen bin ich aber noch ziemlich verschlafen als Tobi früh aufwacht. Meine Füße tun zwar nicht mehr weh wie am Vorabend, aber ich habe bereits 5 Blasen. Dass ich schnell Blasen bekomme haben wir schon lang gemerkt, darum treffen wir schon viele Präventionsmaßnahmen: tapen, eincremen, spezielle Socken. Und immer wieder kriege ich wirklich schlimme Blasen. Ich bin total genervt und frustriert und kann so schlecht laufen, dass ich sogar eine Schmerztablette nehme. Nach einer Weile und vor allem wenn der Weg nicht mehr nur bergauf führt gewöhnen sich meine Füße an das Weiterlaufen, aber uns ist klar, dass wir das Tagesziel nicht schaffen werden.
Lily, die nach uns losgegangen ist, überholt uns bei einer wunderschönen Frühstücksrast. Was gibt es schöneres als eine Scheibe Brot, ein Stück Käse mit Senf und einen Apfel in der Natur bei wärmenden Sonnenschein und der Welt beim Aufwachen zuzuschauen. Hier mache ich auch meine Katzenwäsche und wechsle von den Schlafsachen in das Wanderoutfit. Die Stelle ist nur wenige Kilometer von der Hütte entfernt und ein toller Frühstücksplatz.
Wir holen Lily bei einer Panoramaliege ein, auf der sie es sich bequem gemacht hat. Von dort aus gehen wir ein Stück zusammen, bis zur nächsten Hütte, wo wir an einem tröpfelnden Brunnen unseren Wasservorrat auffüllen. Der Weg bisher war wunderschön, über enge märchenhafte Wege, farnbedeckter Waldboden und Felsen links und rechts. Ab dem Brunnen ca. ist der Weg nicht mehr ganz so toll, eher eine Wanderautobahn, wie mein Schwager sagen würde. Breite Kieswege und hohe Tannen und Hochmoor links und rechts. Ein fast heideähnliches und Nordschwarzwald typisches Naturbild. Ganz anders als der Schwarzwald bei uns im Süden.
Da wir nicht mehr so auf den Weg achten müssen und die Wege recht eintönig sind fällt mir das laufen wieder schwerer. Bei der nächsten Hütte essen wir zu Mittag, nach ca. 15km. Wir gehen danach noch bis zur nächsten Bushaltestelle und lassen die letzten 10km der Etappe 2 aus. Stattdessen machen wir ein Mittagsschläfchen im Wald bis der Bus kommt und fahren dann nach Gernsbach, [gehört nicht zur Westweg Route!!] wo wir uns erstmal ein Eis kaufen. Wir schlendern durch das Städtchen und essen es vor der schönen St. Jakobs Kirche.

Ein bisschen oberhalb der Stadt gelegen entdecken wir beim Eisessen ein großes Denkmal, ein Kriegsdenkmal, wie sich herausstellt, als wir dort ankommen. Auf der Mauer davor bereiten wir uns mit dem Gaskocher unser Abendessen zu und genießen die Abendsonne.

Im Wald direkt oberhalb bauen wir unseren Schlafplatz auf: Folie auf den Boden, Auffangschutz aufgrund von Gefälle am Fußende, Isomatten und Schlafsäcke darauf und fertig. Da die Mücken in der Dämmerung kommen, kuscheln wir uns schon in die Schlafsäcke und schlafen auch bald ein. Der helle Mond, der rutschige Untergrund und irgendwann auch der Wind wecken uns oft. Auch wenn ich gerne draußen schlafe, genau so froh bin ich auch immer wieder wenn dann endlich die Sonne aufgeht :) Da wird mir jedes Mal Gottes Gnade viel tiefer bewusst, als wenn ich in meinem muckeligen Bett aufwache.

hier sieht man unseren Schlafplatz 

Von hier fahren wir zurück nach Hause und machen noch einen Zwischenstopp zum Mittagessen im wunderschönen Freiburg. Wir sind zwar auf dem Westweg nicht so weit gekommen wie geplant, hatten aber ein wunderbares Ferien-Wochenende in der Sonne, das uns beiden (bis auf meine Blasen) so gut getan hat. Wir hoffen, dass wir bald die nächsten Etappen des Westwegs wandern können.


Hast du schon mal vom Westweg gehört? Bist du selbst schon mal einen Fernwanderweg gelaufen? Und vor allem: Hast du gute Tipps gegen Blasen? ;)

Love, 
Anni





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